Auf der Spiegel Online gibt es inzwischen ein ganz interessantes Video (kein Direktlink, Videotitel: „Inder klagen an“), in welchem Kulvir Singh, der Besitzer der Pizzeria, Vorwürfe gegen die Polizei erhebt und seine Sicht des Pogroms darstellt.
Die Polizei habe sich nach dem Übergriff nicht ausreichend um sie gekümmert. Das ist der Hauptvorwurf, den die in Mügeln verletzten Inder heute geäußert haben. Kulvir Singh, der Besitzer des Restaurants, in das die acht Inder sich vor den Angreifern geflüchtet hatten, sagte, er habe mit seinen Freunden sechs bis acht Stunden auf dem Revier in Oschatz gesessen.
Medizinische Hilfe habe ihm niemand angeboten. „Niemand hat uns gefragt, ob wir Schmerzen haben oder ob jemand von uns ins Krankenhaus möchte.“ Singh wurde bei der Hetzjagd ebenso verletzt wie die anderen sieben Inder.
Im Video äußert er auch, dass ihnen nicht mal zu Trinken angeboten wurde, dies wohlgemerkt in der Zeit von 3 bis 11Uhr am folgenden Vormittag. Und zu den Konstruktionen des deutschen Mobs und der ermittelnden Polizei zu den Übergriffen:
(er) verwahrte sich indes gegen Spekulationen von Seiten der Ermittler, die Gewalt sei an dem Abend nicht nur von den Deutschen, sondern auch von ihm oder seinen Freunden ausgegangen. Von einer „normalen Bierzeltschlägerei“, wie sie der Bürgermeister von Mügeln dargestellt hatte, will Singh nichts wissen. „Wir haben dort friedlich getanzt“, sagte er. Und dies habe offenbar einigen auf dem Festzelt nicht gepasst. Als sich die Situation dann zuspitzte, habe er mit seinen Freunden das Zelt verlassen. Am Ausgang habe dann die Gruppe Deutscher auf sie gewartet.
Eine absolute Frechheit bleibt die Stellungnahme der Polizei zu dem Pogrom, die ernsthaft folgendes behauptet, in einer Situation wo 100 bis 200 Personen die Pizzeria belagerten…
Nach bisherigen Ermittlungen geht die Polizei davon aus, dass es sich bei dem Gewaltausbruch in der Nacht zu Sonntag nicht um einen ursächlich rechtsextremen Angriff auf die Ausländer gehandelt hat. Auslöser soll eine Rangelei im Festzelt gewesen sein, die eskalierte.
(Quelle: Spon)
Immerhin gibt es anscheind jetzt Hoffnung für einige Opferberatungsinitiativen im Osten, da die Bundesregierung anscheind immer mehr um ihr Ansehen fürchtet.
„Wir nehmen den Kampf gegen den Rechtsextremismus sehr ernst“, sagte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) unmittelbar vor Beginn der Kabinettsklausur im Schloss Meseberg.
Die Mittel werden nach ihren Worten um fünf Millionen Euro erhöht und bislang befristete Programme auf eine dauerhafte Basis gestellt
Auf diese doch positive Entscheidung ist man, wie das in Deutschland sich so gehört, erst gekommen, als nun bekannt wurde:
Durch Medienberichte war bekannt geworden, dass der sächsische Landkreis Torgau-Oschatz, zu dem der Ort Mügeln gehört, sich für 2007 vergeblich um Fördergelder aus dem Programm der Bundesregierung gegen Rechtsextremismus bemüht hatte. „Am 25. April erhielten wir aus Berlin die endgültige Ablehnung unseres Antrags“, sagte der Sozialdezernent des Landkreises, Hans-Günter Sirrenberg. Ministerin von der Leyen sah die Verantwortung dafür beim Land Sachsen. Nach üblicher Vorgehensweise schicke das Land eine Prioritätenliste an das Ministerium. Auf dieser Liste sei der Landkreis Torgau-Oschatz nicht aufgetaucht.
Wo sowas inhaltlich dann hinführen wird, ist ziemlich leicht vorherzusagen und wurde ja schon die Kürzungen und Neuvergabe der Gelder in letzter Zeit deutlich geworden…
Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) hatte laut einem Bericht des „MDR Sachsenspiegel“ darauf hingewiesen, dass – unabhängig von dem Vorfall in Mügeln – für November eine Beratung mit Vertretern sächsischer Kommunen über Maßnahmen gegen Gewalt und Extremismus geplant ist.
(Quelle: Sueddeutsche Zeitung)
Ansonsten lassen wir zur Illustustration deutscher Zustände noch mal Bürgermeister Gotthard Deuse zu „Ausländer raus!“-Rufen zu Worte kommen:
„Solche Parolen können jedem mal über die Lippen kommen.“
(Quelle: Welt/Financial Times)
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